Es war wohl bloß eine Frage der Zeit, bis auch Deutschland sein Fett von Donald Trump abbekommen sollte. Denn Trumps Chef-Wirtschaftsberater Peter Navarro kanzelte die Deutschen als verantwortlich für den seit längerem niedrigen Kurs des Euro gegenüber dem US-Dollar ab. Und das auf Kosten der USA und der europäischen Partner! Der Euro sei „grob unterbewertet“ und wirke wie eine „implizite Deutsche Mark“, erklärte der Berater gegenüber der Financial Times.
Natürlich ließ die Reaktion aus Berlin nicht lange auf sich warten, doch scheint fraglich, ob Trump und sein Berater Angela Merkels Einwand, die Europäische Zentralbank sei in ihren Entscheidungen unabhängig, überhaupt zur Kenntnis nehmen. Natürlich hat Deutschland – ebenso wie seine Partner in der Eurozone – vom niedrigen Außenwert des Euro und der Niedrigzinspolitik der EZB profitiert. Aber es gab auch Verlierer. Etwa die Sparer hierzulande.
Überschätzte Wechselkursschwankungen
Allerdings sind es doch gerade die deutschen Vertreter im EZB-Rat, vornehmlich Bundesbankpräsident Weidmann, die sich immer wieder gegen die ultra-lockere Politik der Zentralbank ausgesprochen haben. Und ein Kommentator brachte es gestern auf den Punkt, indem er darauf hinwies, dass die Liste der Länder mit Handelsbilanzdefiziten und -überschüssen während der vergangenen 30 Jahre im großen Ganzen dieselbe geblieben sei, obwohl sich während dieses Zeitraums die Wechselkurse teilweise dramatisch in beide Richtungen bewegt hätten.
Aber wahrscheinlich geht es Donald Trump und seinem Wirtschaftsberater nicht um rationale Argumente. Ganz zu schweigen davon, dass sich jeder Ex- oder Importeur durchaus gegen Wechselkursrisiken absichern kann. Erstaunlich ist jedenfalls, dass der Euro sich gestern daraufhin in vorauseilendem Gehorsam befestigte und auch die Börsianer von deutschen Standardwerten nicht mehr allzu viel wissen wollten. Auf die ursprüngliche Trump-o-phoria ist nun hierzulande Ernüchterung gefolgt, was man auch an der Stimmung der Investoren ablesen kann, die die Börse Frankfurt jeden Mittwoch befragt. Den Kommentar dazu finden Sie übrigens HIER.