Märkte

Ein Plädoyer für Gold – auf die Motive kommt es an

am
16. Juli 2015

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie zu Beginn der Finanzkrise das Thema Gold in aller Munde war. Wer damals gegen drohende Inflation, einen mögliches Zerbrechen des Euro oder auch aus Angst vor einem großen Zusammenbruch der Banken Vorsorge treffen wollte, hatte sich Gold zugelegt. Und zwar physisch. Der Run auf das gelbe Metall war so stark gewesen, dass im September 2011 für eine Unze Gold rund 1.920 US-Dollar bezahlt wurden – das war das bisherige Allzeithoch.

Glücklicherweise sind viele Horrorszenarien, die während der vergangenen Jahre befürchtet wurden, bislang nicht oder nur in ganz abgeschwächter Form eingetreten. Und auch der Preis des Goldes ist oftmals längst nicht mehr auf dem Niveau, auf dem sich damals vor allen Dingen Privatanleger eingedeckt hatten. Deswegen wundert es nicht, wenn sich heute viele Menschen nicht mehr für das Edelmetall interessieren. Die einen, weil sie ihr Investment als Schieflage wahrnehmen, und die anderen, weil sie an jeder Straßenecke zu hören bekommen, dass Gold jetzt richtig angeschlagen sei.

Deswegen möchte ich dem einen oder anderen enttäuschten Anleger noch einmal ins Bewusstsein rufen, warum man sich eigentlich einst Gold zugelegt hat: als Versicherung gegen den globalen monetären GAU. Und dessen Eintrittswahrscheinlichkeit wird nicht geringer, nur weil er vorerst ausgeblieben ist. Aber weil eben jahrelang nichts passiert ist, hat sich der Fokus vieler Goldanleger mit der Zeit auf den Marktpreis verschoben. Und somit wird Gold mit einem Male zu einem spekulativen Investment, das, gemessen am Allzeithoch, sich wie eine große Schieflage anfühlt. Deswegen habe ich mich dieser Problematik in meinem jüngsten Thema des Monats, das ich wie immer für die WGZ Bank unter dem Titel Gold – ein verlorenes Investment? (HIER) verfasst habe, ausführlicher angenommen. Um irgendwelchen Missverständnissen sogleich vorzubeugen: Es handelt sich dabei nicht um eine Kaufempfehlung zum heutigen Zeitpunkt, aber um ein Plädoyer, sich auf die ursprünglichen Anlagemotive zurückzubesinnen.

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3 Kommentare
  1. Antworten

    Burkhard Lemberg

    17. Juli 2015

    Solange die EZB und eine größere Zahl weiterer Zentralbanken die
    „Politik des billigen Geldes“ beibehalten, werden auch per begleitenden
    Stellungnahmen von Banken wie Goldman Sachs etc. alle Möglichkeiten genutzt,
    die Attraktivität von Gold als alternativer Anlage zu Geld zu minimieren.
    Mit freundlichen Grüßen

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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