Märkte

Die einen geben, die anderen nehmen

am
6. April 2016

Während der vergangenen Tage ist viel von Helikopter-Geld die Rede gewesen, das die Europäische Zentralbank im Extremfall zur Deflationsbekämpfung verteilen könnte. Die schwedische Bank Nordea hat dabei einen Betrag von 1.300 € pro Bürger des Euroraums ins Gespräch gebracht, den die EZB zum freien Konsum zur Verfügung stellen könnte. Gerade von deutscher Seite gab es dabei kritische Einwände, die ein solches Vorhaben für absurd halten. Man kann sich aber auch durchaus vorstellen, dass der deutsche Finanzminister gleich wieder die Hand aufhalten würde, falls die EZB tatsächlich auf die Idee käme derlei Geldgeschenke zu machen. Denn ich kann mich noch erinnern, dass das ifo-Institut vor gut einem Jahr ausgerechnet hatte, dass im Falle einer Griechenland-Pleite – solche Sorgen mögen hier und da jüngst wieder aufgeflammt sein – jeder Bundesbürger mit 1.000 € belastet würde.

Warum dann nicht gleich das schöne Geld den Bürgern im Falle eines Falles wieder wegnehmen? Allerdings zeigt dieser Vorschlag, dass die hiesige Fiskalpolitik die Geldpolitik der EZB – sei sie nun sinnvoll oder nicht – auch dann wieder einmal konterkarieren würde.

 

Rotes Gold, aufgelöst in Nichts

Wohin menschliche Gier führen kann, zeigt sich am Zusammenbruch des jüngsten Ponzi-Systems, über das der Journalist Robert Frank in der New York Times unlängst (HIER) berichtete. Da gibt es offenbar eine Vielzahl von Investoren, Connaisseurs und Sammlern, die jeweils teils hunderttausende von US-Dollar in besonders günstig erscheinende Rotwein-Futures (vor allem teure französische Top-Weine) gesteckt haben, deren Underlyer sich nun wegen drohender Pleite des einst beliebten Weinladens als nicht lieferbar herausstellen dürften. Ich weiß, liebe Leser(innen), Ihr Mitleid hält sich in Grenzen.

Aber es gilt immer noch: Wer in die Sachwerte fliehen möchte, sollte diese nicht auf dem Papier erwerben, sondern sich physisch ausliefern lassen. Alles andere sind nur Versprechungen, die im Zweifel nicht gehalten werden.

Ich habe mich natürlich auch wie jeden Mittwoch mit der DAX-Stimmung befasst, die die Börse Frankfurt erhebt und deren pessimistisches Ergebnis ich HIER kommentiert habe. Dabei kann ich es einfach nicht glauben, dass institutionelle Investoren, allein wegen fallender Ölpreise und etwas Angst vor einer Zinserhöhung der US-Notenbank mit einer vagen Wahrscheinlichkeit im Juni, wieder in den Krisenmodus verfallen sind. Oder wird womöglich wegen der Panama-Affäre das eine oder andere große Aktiendepot demnächst hierzulande liquidiert werden müssen?

 

SCHLAGWÖRTER
ÄHNLICHE BEITRÄGE
2 Kommentare
  1. Antworten

    Mariele

    6. April 2016

    „Gib dem Affen Zucker“-Geld

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

Archiv