Märkte

„Bäumchen, Bäumchen wechsle Dich“ mit James Bullard

am
5. November 2014

Eigentlich wollte ich dem Präsidenten der Fed von St. Louis den Titel „Retter der Aktienmärkte“ verleihen. Denn er ist es gewesen, der vor knapp drei Wochen mit seinem Statement, man könne bei Bedarf neuerliche Anleihekäufe seitens der US-Notenbank vornehmen, dafür sorgte, dass Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks ihren Kursrutsch abrupt beendeten und zu einer scharfen Erholung ansetzen konnten. Anders ausgedrückt: Der nicht gerade als Zinstaube bekannte James Bullard hatte sich offensichtlich mehr Sorgen über die fallenden Aktienkurse als um eine stringente Notenbankpolitik gemacht.

Gestern nun war alles ganz anders. Der gute Mr. Bullard hat nämlich seine Meinung geändert und glaubt plötzlich, dass die US-Ökonomie keines neuen Anreizes seitens der Zentralbank bedürfe, um ein 3-prozentiges Wachstum zu erreichen. Kein Wunder, wenn die Kommentatoren bei einem derartigen Meinungswechsel nachhaken. Und Bullard schien fast nonchalant zu antworten, er habe zwar eine Pause bei der Rückführung der Anleihekäufe der US-Notenbank in Betracht gezogen. Aber er habe damit nicht gemeint, dass derlei Maßnahmen auch in die Tat hätten umgesetzt werden sollen. Immerhin solle man nicht vergessen, dass die Finanzmärkte [zu Zeiten seines ersten Statements vor drei Wochen] in großer Unruhe gewesen seien, weil die Investoren weltweit über Wachstum und unerfüllte Inflationsziele der Zentralbanken beunruhigt gewesen seien. Und weil diese Sorgen [angesichts der deutlich gestiegenen Aktienkurse] sich nun in Wohlgefallen aufgelöst hätten, sei ein Kurswechsel der US-Notenbank nunmehr nicht mehr nötig.

James Bullard, der zwar im Offenmarktausschuss der Fed nicht stimmberechtigt ist, hat recht, denn der S&P 500 Index ist, worauf ich HIER bereits schon einmal hingewiesen habe, letztlich das Bruttoinlandsprodukt der USA. Gehen die Aktienkurse hoch, steigt auch das BIP der USA und vice versa.

Betrachtet man allerdings die Stimmung der deutschen Börsianer, die ich für die Börse Frankfurt HIER kommentiert habe, muss man sich einem weiteren Statement des Fed-Präsidenten von St. Louis anschließen: Die USA sehen [im Vergleich zu Deutschland] tatsächlich wie eine Insel des Wohlstands aus.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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