Dollar am Morgen Märkte

Licht am Ende des Tunnels?

am
7. April 2020

EUR USD (1,0820)             US-Präsident Donald Trump hat sich nun nicht gerade damit hervorgetan, die Dimension der Bedrohung durch die Corona-Pandemie – vor allem in seinem eigenen Land – richtig einzuschätzen. Daher bleibt ein Restzweifel bestehen, ob die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks gestern tatsächlich wegen seines Twitter-Statements, wonach er Licht am Ende des Tunnels sehe, eine so starke Rallye abgeliefert haben. Aber manchmal reicht ja schon ein kleiner Hoffnungsschimmer, um in einem fast ausschließlich von negativen Coronavirus-Meldungen gespeisten Nachrichtenstrom einen ziemlich deutlichen Optimismus auszulösen.

Neue Daten stimmen hoffnungsvoll

Sei es, dass in den USA der Staat New York zum ersten Mal seit Beginn der Krise von Sonntag auf Montag einen Rückgang bei den neuen Corona-Fällen verzeichnen konnte. Auch wenn eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, wie es so schön heißt, kommt der Kontrasteffekt zum Tragen, wenn die Dinge etwas besser als ursprünglich befürchtet aussehen. Oder wenn publik wird, dass beispielsweise Spanien, das nach Italien in Europa am stärksten von Corona betroffene Land, am Montag den vierten Tag hintereinander eine sinkende Sterberate vermelden kann. Oder wenn Österreich anscheinend die erste europäische Nation sein wird, die ihre Quarantäne-Maßnahmen vorsichtig zurückfahren möchte. So ist in der Alpenrepublik geplant, kleine Geschäfte und Baumärkte nach Ostern wieder zu öffnen.

 

Der unvermeidbare Einbruch

Gut möglich, dass die Akteure aber auch gestern Gelegenheit hatten, ein CNBC-Interview mit Janet Yellen anzusehen (vgl. HIER), in dem die frühere Fed-Chefin durchaus keine guten ökonomischen Botschaften infolge der Corona-Krise zu präsentieren hatte. Aber die Art und Weise, wie sie eine mögliche US-Arbeitslosenquote von 12, 13 Prozent oder vielleicht sogar mehr herüberbrachte oder eine Schrumpfung des US-Bruttoinlandsprodukts von 30 Prozent im zweiten Quartal (annualisiert) für möglich hielt, wirkte fast schon beruhigend. Denn ihr Vortrag hätte sachlicher (und monotoner) nicht sein können. Als ob sie den Akteuren sagen wollte, dass diese Zahlen, so schlimm sie auch sein mochten, eben einfach unvermeidbar seien.

 

Risikofreude, aber nicht überall

Und so könnte man durchaus dem gestrigen Handelstag mit dem Etikett „Zurückgekehrte Risikofreude“ versehen. Zumindest was die Aktien und Anleihemärkte in den USA, aber auch hierzulande betraf. Und wenn Risikofreude zurückgekehrt ist, hätte eigentlich der US-Dollar nach derzeitiger Lesart durchaus einen Rücksetzer hinnehmen müssen. Aber wenn man sich etwa die gestrige Handelsbandbreite – es handelte sich übrigens um die niedrigste Tages-Range seit dem 26. Februar – zum Euro ansieht, ist von dieser Risikofreude nicht viel zu bemerken. Tatsächlich bleibt der Euro im kurzfristigen Abwärtstrend mit Risiko bis 1,05, und der Stabilisierungspunkt notiert gegenüber dem Freitag mit 1,1005/10 unverändert.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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