Dollar am Morgen Märkte

„Green shoots“ in Deutschland?

am
10. Dezember 2019

EUR USD (1,1065)             Vielleicht ist es den bevorstehenden wichtigen Ereignissen in dieser Woche geschuldet, dass wir im Devisenhandel nach wie vor nur ganz geringe Kursausschläge notieren können. Aber man sollte sich auch von den beiden Notenbanksitzungen, die am Mittwoch (Fed) bzw. am Donnerstag (EZB) enden, nicht allzu viel Marktbewegendes versprechen. Die EZB, nun zum ersten Mal unter Leitung von Christine Lagarde, wird wahrscheinlich nicht mehr als ein paar gute Absichten (etwa die Überprüfung der geldpolitischen Linie) am kommenden Donnerstag verlautbaren lassen. Und die US-Notenbank dürfte sich tags zuvor ebenfalls bei neuen geldpolitischen Entscheidungen in Zurückhaltung üben. Dass der Leitzins unverändert belassen wird, gilt als so gut wie sicher.

 

Wenig Kurstreibendes trotz Risiken

Allenfalls bei den Prognosen, den sogenannten DOT-Plots, die im Rahmen der Dezember-Sitzung fällig werden, könnte sich die eine oder andere kleine Überraschung verbergen. Auch eine Diskussion über einen neuen Maßstab für das Inflationsziel (vgl. HIER) wäre denkbar. Indes: Die Mitglieder des Offenmarktausschusses werden angesichts des guten Arbeitsmarktberichts und der ungetrübten, optimistischen Verbraucherstimmung bestenfalls auf mögliche Risiken hinweisen, aber der US-Konjunktur im Großen und Ganzen einen nach wie vor guten Zustand attestieren.

Natürlich gibt es auch noch weitere Unsicherheitsfaktoren wie die Wahl in Großbritannien in dieser Woche oder den ominösen 15. Dezember, an dem – Stand heute – die neuen Strafzölle der USA auf China-Importe in Kraft treten sollen. Zumindest für den Euro im Verhältnis zum US-Dollar sind die kurstreibenden Elemente und die Aussicht auf mehr Volatilität allerdings überschaubar.

 

Positives aus Deutschland

Immerhin gab es gestern Positives für die deutschen Exporte zu vermelden, die im Oktober gegenüber dem Vormonat um 1,2 Prozent – selbst entgegen der optimistischsten Erwartung der Ökonomen – gestiegen waren. Eine Zahl, die ganz und gar nicht in den Rahmen einer globalen Wachstumsabschwächung passt und die zumindest den schlecht ausgefallenen Auftragseingang der Industrie und die enttäuschenden Zahlen zur Industrieproduktion des Monats Oktobers in Sachen Wachstum etwas ausgleicht.

Kurzum: Für diejenigen Politiker, die in Deutschland angesichts eines Mini-Wachstums im dritten Quartal ohnehin den mancherorts geforderten fiskalischen Stimulus-Programmen eine Absage erteilten, dürften die gestrigen Zahlen zum Export Wasser auf die Mühlen bedeutet haben. Interessant: Ausgerechnet das US-Geschäft trug in besonderem Maße zum Rekordumsatz der deutschen Exporteure im Oktober bei. Ein Kommentator sprach sogar fast schon euphorisch von sogenannten „green shoots“, einer wirtschaftlichen Erholung im ökonomischen Winter.

Und so konnte der Euro gestern etwas zulegen, aber die Handelsspanne betrug mit Ach und Krach gerade einmal 30 Stellen. Zu wenig, um die Gemeinschaftswährung richtungsweisend zu beeinflussen. Nach wie vor bleibt der Euro stabil, solange 1,1030 an der Unterseite gehalten werden kann.

 

Hinweise

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

SCHLAGWÖRTER
ÄHNLICHE BEITRÄGE

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

Archiv