Dollar am Morgen Märkte

Die Rückkehr der gerufenen Geister

am
2. Oktober 2019

EUR USD (1,0930)             Eigentlich könnte man meinen, dass US-Präsident Donald Trump angesichts des Impeachment-Dramas derzeit andere Sorgen hat, als sich um US-Wirtschaftsdaten zu kümmern. Und wieder einmal – wie gestern geschehen – über die US-Notenbank lamentiert. Um es kurz zu machen: Der ISM Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe war nicht nur deutlich schlechter als erwartet ausgefallen (Ökonomen waren sogar von einem Anstieg des Index ausgegangen), sondern blieb abermals unter der 50er-Signallinie (47,8). Letztere trennt bekanntlich wirtschaftliche Expansion und Schrumpfung voneinander.

 

Niemand sprach über Investmentbeschränkungen

Neues gibt es unterdessen von einer möglichen Beschränkung US-amerikanischer Kapitalströme in Richtung China seitens der Trump-Administration zu berichten, zu der ich mich bereits am vergangenen Sonntag HIER eingehend ausgelassen hatte. Wir erinnern uns: Mehrere Medien berichteten am vergangenen Freitag, dass von der Administration die Möglichkeit durchgespielt wurde, Aktien chinesischer Unternehmen nicht mehr an den US-Börsen handeln zu lassen. Aber auch die Option, Engagements amerikanischer Pensionskassen in China zu begrenzen, wurde so genannten gut informierten Quellen zufolge diskutiert.

Bereits in der Nacht zum Sonntag beteuerte die Sprecherin des US-Finanzministeriums, Monika Crowley, dass die Administration es derzeit nicht in Betracht ziehe, chinesische Aktiengesellschaften von den US-Aktienmärkten auszuschließen. Auf Option zwei oder auf andere Möglichkeiten ging Crowley interessanterweise erst gar nicht ein.

 

Wenn Fake News wahr werden

Am Montag setzte der als ausgewiesener politischer Falke bekannte Handelsberater des Weißen Hauses, Peter Navarro, diesem halben Dementi noch einen drauf und bezeichnete in einem denkwürdigen Fernsehinterview mit CNBC die Medienberichte bezüglich geplanter Investmentbeschränkungen Chinas als „unverantwortlich“ und als „Fake News“.

Vermutlich hätten die Finanzmarktteilnehmer der ganzen Geschichte kein weiteres Interesse geschenkt. Aber es sollte nicht einmal mehr als einen Tag dauern, bis CNBC (HIER) aus einem Memo des Weißen Hauses von Anfang vergangener Woche zitierte, wonach [in der Administration] eben doch über eine mögliche Beschränkung US/chinesischer Investments diskutiert wurde. Ein Memo, das übrigens Peter Navarros Büro miteinbezogen haben soll. Weitere Beratungen darüber sollen übrigens noch in der laufenden Woche folgen.

Unterdessen hat der Euro gestern im Rahmen seines kurzfristigen Abwärtstrends noch einmal ein marginal niedrigeres Jahrestief markiert, bevor gestern eine relativ schnelle Erholung einsetzte. Nicht zuletzt wegen des oben genannten miserablen ISM-Reports. Nach wie vor gilt, dass sich der Euro mit Erholungen innerhalb des kurzfristigen Abwärtstrends zwischen nunmehr 1,1060/65 und 1,0810/20 etwas leichter tun dürfte, zumal das Abwärtsmomentum nach Überschreiten von 1,1005 zum Erliegen käme.

 

Hinweise

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

 

Wegen des morgigen Feiertages in Deutschland habe ich ein verlängertes Wochenende eingeplant und melde mich daher erst wieder am Montag, den 7. Oktober zurück.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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