Märkte

Wenn Trends zu stark werden

am
11. März 2015

Gestern standen die globalen Aktienmärkte ganz im Zeichen einer aufkommenden Risikoaversion. Dabei hat sich eigentlich am Ausblick für die großen Volkswirtschaften nichts Wesentliches geändert. Auch hat es keine neuen geldpolitischen Schritte oder gar neue fiskalpolitischen Veränderungen gegeben. Tatsächlich haben sich die vorherrschenden Trends fortgesetzt, was sich vor allen Dingen im starken Aufwärtstrend des Dollars widerspiegelt. Dies gilt insbesondere für dessen Verhältnis zum Euro, der sich zunehmend abschwächt. Sollte sich die Geschwindigkeit dieses Trends fortsetzen, wäre bereits etwa Mitte April die Parität erreicht. Die Stärke dieses Trends zeigt im Übrigen, wie unvorbereitet auf diese Entwicklung anscheinend viele Akteure waren. Und das, obwohl nicht erst seit gestern bekannt ist, dass das quantitative Lockerungsprogramm der EZB einen negativen Einfluss auf den Wechselkurs des Euro hat. Aus meiner Erfahrung als langjähriger Devisenhändler weiß ich, dass solche Trends nicht einfach zu stoppen sind.

Dennoch scheinen sich die Experten vor allen Dingen mit dem Timing einer ersten Zinserhöhung der US-Notenbank zu beschäftigen. Diesen Zeitpunkt sieht etwa Jon Hilsenrath, der bekannte Kommentator des Wall Street Journal, der in dem Ruf steht, gute Kontakte zur Fed zu pflegen, im Juni als gekommen an. Allerdings ist die Aufwertung des US-Dollar mittlerweile so stark, dass früher oder später in den USA heftig darüber geklagt werden dürfte, dass der Wechselkurs die Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten Unternehmen enorm einschränke, was sich wiederum negativ auf deren Gewinne auswirken werde. Man darf davon ausgehen, dass sich der Offenmarktausschuss der US-Notenbank bei seiner Sitzung in der kommenden Woche mit dieser Problematik auseinandersetzen wird.

Während der DAX unterdessen immer weitere Allzeithochs markiert und sich zeitweise von der Entwicklung des US-Aktienmarkts abgekoppelt hat, zeigen sich die hiesigen Investoren so pessimistisch wie lange nicht mehr. Wie sich diese Tendenz auf den deutschen Aktienmarkt auswirken könnte, habe ich wie immer HIER für die Börse Frankfurt kommentiert.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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